Armenien’s bewegte Geschichte gestern und heute

Von Jean-Pierre Reinle -9. August 2019

Eine Licht-/Wasser-Installation im mittlerweile mit westlicher Infrastruktur ausgerüsteten YEREVAN (Foto jpr)

Das offenbar ältest-registrierte Land der Welt weist trotz bis heute vier (4!) gravierenden Erdbebeben über 4’000 Jahre alte, wiederum intakt aufgebaute Monumente wie Paläste, Klöster und Kirchen auf. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Armenier obend’rein dem von den Türken angezettelten, schrecklichen Völkermord zum Opfer gefallen. Seit der bislang letzten, sich erst April ‚18 ereignet „samtenen“ Revolution, ist das sympathische Volk hinsichtlich der bereits an die Hand genommenen Zukunft zuversichtlicher: Als Ministerpräsident regiert seither der Hoffnungsträger Nikol Pashinjan!

Der Völkermord an den Armeniern war einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts. Es geschah während des Ersten Weltkrieges unter Verantwortung der jungtürkischen, vom Komitee für Einheit und Fortschritt gebildeten Regierung des Osmanischen Reichs. Vor allem während der Jahre 1915 und ‚16, jedoch bereits in den zwei vorangegangenen Jahrzehnten kamen bei Massakern und sog. „Todesmärschen“ aufgrund von Verfolgungen insgesamt je nach grob abweichenden Schätzungen zwischen 380’000 und 1,5 Mio. Menschen zu Tode.

Die Armenier selbst erkennen in diesem Völkermord bis heute ein ungesühntes Unrecht und fordern seit Jahrzehnten ein angemessenes Gedenken auch in der Türkei. Die offiziell türkische Geschichtsschreibung und die Regierung der aus dem osmanischen Reich hervorgegangenen Republik Türkei bestreiten den Genozid hingegen: Sie glauben die Deportationen „in Erinnerung“ als „kriegsbedingte Sicherheitsmassnahmen“ wahrzunehmen, welche notwendig geworden seien, weil Armenier das osmanische Reiche verraten, dessen damalige Kriegsgegner unterstützt und ihrerseits Massaker an Muslimen begangen hätten. Letztlich führen sie die Todesfälle auf „ungünstige Umstände und lediglich vereinzelte Uebergriffe zurück. Der Zwist um Anerkennung des Völkermords als historische Tatsache belastet selbst heutzutage noch die Beziehungen zwischen der Türkei auf der einen sowie Armenien und zahlreich westlichen Staaten auf der anderen Seite.

Die Eingangshalle des Mashtots Matenadaran-Institutes (Bild jpr)

Mashtots Matenadaran-Institut

(Museum der Manuskripte und Kunstzeichnungen)

Die überliefert armenischen Handschriften und begeisternden Miniaturmalerein sind der Stolz der Armenier. Eine Vielzahl davon wird in diesem Zentralarchiv auf eindrückliche Weise ausgestellt. Seit 1962 ist es nach dem Entwickler des armenischen Alphabets, dem Heiligen Mesrop Maschtoz benannt. Im Jahr 1997 wurde die Sammlung an Handschriften von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt.

Der Hauptteil des Bestandes von 17’000 Handschriften weist auf den Matenadaran des Katholikats der armenisch apostolischen Kirche in Etschmiadsin zurück. 1939 gelangte die Sammlung wiederum nach Jerewan, nachdem diese 1920 enteignet und nach Moskau überführt worden war. Vom damaligen „Hausarchitekten Jerewans“, Mark Grigoryan, wurde das heutige Gebäude im neo-armenischen Stil zwischen 1945 und 1957 errichtet. Dessen Magazin wurde „atombombensicher“ in den Fels gehauen, leidet deshalb heute aber unter Wassereinbrüchen…

Die Sammlung enthält herausragende Beispiele armenischer Miniaturen, welche dank ziselierter Handstrich- und Farben-Führung restlos überzeugen! Zudem kommt dem in einen Elfenbeineinband des 6. Jahrhunderts gekleideten Etschmiadsin-Evangeliar von 989 nahezu der Rang einer nationalen Reliquie zu. www.matenadaran.am

Ziseliert exakt geführte Handstrich- und Farben-Führung in den damaligen Normal- und Miniatur-Büchern (Foto jpr)

TUMO Center for Creative Technologies

Keineswegs nur von seinem schieren Platzausmass her eine absolut revolutionär zeitgemässe Aus- und Weiter-bildungs-Stätte: Hier lernen bislang rund 2’000 Kinder und Jugendliche völlig umsonst über Hundertschaften an i-Mac-Hardware mittels digitaler Software-Medien Animation, Programmierung, Filmerstellung, Robotik, die Entwicklung von Spielen, Grafikdesign sowie vor allem auch elektronische und analoge Musik und vieles mehr! Die Studenten von Tumo schreiten mit ihrer Aus- und Weiterbildung aufgrund ihrer individuellen Präferenzen und im von ihnen selbst für optimal befundenen Tempo fort. Innerhalb dieser flexiblen Rahmenstruktur arbeiten sie auf höchst spezifische Lernziele hin. Mitglieder von Tumo werden von Beginn weg dazu ermutigt, vorerst auf alle vier Basis-Disziplinen wie Animation, Spiele-Entwicklung, WebDevelopment und digitale Medien zu fokussieren. Vom Moment ihres individuellen Fortschritts mit den Bildungsinhalten an, sollen sie sich jedoch von den in den vier Sparten zunehmend herausfordernden Projekten auf eine derselben konzentrieren, um damit auf die Vollendung des finalen Projektes innerhalb des zweijährigen Lern-Zyklus hinzuarbeiten. Zusätzlich zur Instruktion im selben Haupt-Fokus, deckt der Studienplan ein Set an unterstützend technischen, künstlerischen und professionellen Kompetenzen ab. Diese beinhalten Computer-Programmierung, 3D- Modellierung, 2D graphics, Zeichnen, Sounds, Schreiben, online-Literatur und Kommunikation.

Tumos Flagship Location in Yerevan besetzt auf über 6’000 Quadratmetern die ersten beiden Stockwerke eines top-modernen Gebäudes. Dieser Platz ist speziell für die Flexibilität und Transparenz des Tumo-Lernsystems bemessen. Die anderen vier Etagen der Immobilie bieten hingegen Platz für Tech- und Media-Unternehmen, welche das Potenzial haben, Partner der didaktischen Mission von Tumo zu werden. Deren Mieteinkommen gewährleistet die Nachhaltigkeit des Tumo-Programms.

Selbständiges Lernen im TUMO Center for Creative Technologies (Teilansicht, Bild zVg)

Tumo liegt in einem von Yerevans grössten Grünarealen, dem Tumanyan Park, der von den ebenso jugendlichen Mitarbeitenden unterhalten und gemanagt wird. Der Park ist mit einer Anzahl Sport- und erholsamen Einrichtungen wie einem Basketball- und Fussball-Platz ausgerüstet. Die „Tumo Plaza“ stellt einen willkommenen Link zwischen der Technologie dessen Gebäudes sowie der natürlichen Kulisse des Tumanyan Parks dar – und ist ein innovativer Outdoor-Platz, welcher aus weitläufig trianguliertem Rasen und einer Wasserwelt gestaltet ist: Ein reflektierender Pool mit historisch grossem Springbrunnen besticht abends mit hunderten von LED-Lichtern und einer verspielten Pop up-Fontäne!

Gegründet wurde dieses „Non-Profit Venture“ 2011 von Sam und Sylvia Simonian, welche das Ausbildungprogramm vollumfänglich über ihre Simonian Educational Foundation finanzieren. Tumo Centers für Kreative Technologie gibt es neben Jerewan inzwischen in Dilijan, Gjumri und Stepanakart Armeniens. Weitere sind in Koghb, Masis und anderen Standorten in Armenien und im Ausland unterwegs. www.tumo.org

Der Mitte des 1. Jh. v.Chr. errichtete Tempel von GARNI (Foto zVg.) südöstlich von YEREVAN

Der Tempel von Garni …

… ist ein rund 32 km südöstlich von JEREWAN bei der Kleinstadt GARNI gelegener Sakralbau-Komplex griechischer Architektur in der Provinz KOTAJK Armeniens. Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung datieren auf das dritte vorchristliche Jahrtausend zurück und gruppieren sich um eine damals leicht zu verteidigende Schleife des links vom Hauptfluss ARAS liegenden Nebenflusses AZAT. Offenbar eroberte der urartische König Argishti I. das Gebiet im 8. Jahrhundert v. Chr.. Die erste schriftliche Erwähnung einer über Garni thronenden Festung stammt vom römischen Geschichtsschreiber TACITUS aus der Mitte des 1. Jahrhundert v.Chr.. Eine Ausgrabung diesbezüglicher Ueberreste erfolgte erstmals von 1909-1910, welche sowjetische Archäologen 1949 fortführten. Letztere ergab, dass die genannte Festung wahrscheinlich schon im 3. Jahrhundert v.Chr. als Sommerresidenz für die armenischen Königshäuser der Orontiden und Artaxiden errichtet wurde. Sie diente ehemals als letzter Zufluchtsort des Mithradates, wo dieser und seine Familie von seinem Stiefsohn und Neffen Rhadamistos ermordert wurden. Gleich mehrere Gebäude konnten innerhalb des befestigten Gebietes identifiziert werden: Der zweigeschossige Sommerpalast, ein Bäderkomplex, eine Kirche aus dem Jahr 897 n.Chr., ein Friedhof und der bekanntest und besterhalten graeco-römische Tempel von ionischer Architektur.

Einer anderen Theorie zufolge, wäre der Tempel 175 n.Chr. erbaut und erst einige Jahrunderte später, nämlich 1386 vom zentralasiatischen Herrscher Timur geplündert geworden. Jedenfalls wurde er dann 1679 durch ein starkes Erdbeben nahezu vollständig zerstört. Dennoch verblieb ein Grossteil der originalen Bausubstanz bis zum 20. Jahrhundert an Ort und Stelle, was einen Wiederaufbau des Gebäudes zwischen 1969 und 1975 ermöglichte. Nach der Bekehrung Armeniens zum Christentum wurden einige Kirchen und der Palast eines armenisch-apostolischen Katholikos innerhalb der Befestigungen gebaut. Diese liegen heute allerdings ebenso in Ruinen.

LAVASH als kulinarischer Stolz der Armenier (Foto jpr)

LAVASH – ein kulinarischer Stolz der Armenier

Das ungesäuerte Fladenbrot wird überwiegend in der armenischen, aserbaidschanischen, türkischen, kurdischen, persischen, georgischen und – leicht abgewandelt weicher – ebenso libanesischen Küche verwendet. Das armenische Nationalbrot bildet einen festen Bestandteil der armenischen Gerichte und ist hier ein Symbol für Familie und Fruchtbarkeit. Lediglich Mehl, Salz und Wasser sind die Zutaten des ursprünglichen Rezeptes. Dabei wurde der Teig auf die heissen Flächen des Backofens gegeben und in kleinere Fladen oder grosse mit Durchmesser von bis zu 40cm ausgebreitet.

In ländlichen Gebieten wird Lawasch weiterhin im versenkt grossen und runden Erdofen („Tonir“) gebacken. Im Voraus getrocknetes Lawash wird gestapelt und gelagert. Frisch hergestelltes Lavasch lässt sich leicht formen, trocknet jedoch schnell und wird dann knusprig. Vor dem jeweiligen Verzehr wird es mit wenig Wasser besprüht, für eine halbe Stunde mit einem Handtuch abgedeckt, womit es wiederum weich und einsatzbereit ist. Als Imbiss werden in einen weichen Lawash Käse und frische Kräuter gewickelt – eine Rolle, welche man in armenischer Sprache „b’rdutsch“ nennt: Schmeckt hervorragend!

Am 26. November 2014 wurde in Paris anlässlich der 9. Sitzung des Regierungsausschusses für den Schutz immaterieller Kulturerbe-Konvention der UNESCO gar beschlossen, Lawasch in deren Liste von Armenien aufzunehmen. Im Uebrigen dient das trockene Lavash als Hostie in der armenischen Kirche.

Lavash, auch Lawash oder Lawasch und Knusperbrot (Bild jpr)

Das Kloster Geghard …

Das armenische Kloster Geghard in einer Schlucht am Oberlauf des Flusses Azat der Provinz Kotajk (Bild zVg.)

… ist ein armenisches Kloster in einer Schlucht am Oberlauf des Flusses AZAT der Provinz Kotajk. Charakteristisch die teilweise in den Fels gehauenen Räume und die Nutzung von Höhlen. Auch hier sind Eigentümlichkeiten der armenischen Baukunst wie stets quadratische Vorhallen namens GAWIT oder kunstvoll behauene Gedächtnissteine, CHATSCHKAR anzutreffen. Dieses Kloster gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen armenisch-apostolischer Kirche und wurde 2000 ebenfalls ins UNESCO-Welterbe aufgenommen. Zugeschrieben wird die Gründung des Klosters im 4. Jahrhundert n.Chr. am Ort einer heidnischen Quelle dem heiligen Gregor als Patron der armenisch-apostolischen Kirche. Zerstört wurde es im 9. Jahrhundert von den Arabern, sodass keine Bauten mehr aus dieser Zeit erhalten waren. Der Wieder- und Neuaufbau begann 1215. Laut Inschrift der Hauptkirche gelten die Brüder Ivane und Zakhare als Erbauer, welche die Dynastie der Zakharjan begründeten. Mitte des 13. Jahrhunderts gelangte das Kloster in den Besitz der dort im Fels ihre Grablege errichtet habenden Adelsfamilie Proschjan. Aufgrund eines heftigen Erdbebens wurde das Kloster 1679 schwer beschädigt. Vorab für den Tourismus wurde es erst im 20. Jahrhundert wiederum restauriert, und ist seither sowohl auf dessen Süd-, als auch Ostseite von Gebäuden umschlossen. Die Kuppel weist ein Stalaktitengewölbe auf, und in der Kirche befindet sich ein Wasserbecken (Avazan), in welchem das als wundertätig geltende Wasser der heidnischen Quelle gesammelt wird und sich trinken lässt.

Stalaktiten-Gewölbe der inneren Kuppel des in den Fels gehauenen Klosters Geghard (Foto jpr)

ARARAT- Brandy, Schnäpse und Wein

Zwar wurde der Jerewaner Getränkehersteller 2002 von Gagik Zarukjan neu gegründet, sieht sich selbst jedoch in der Tradition der „Wein- und Schnapsfabrik Jerewan“, welche der armenische Kaufmann Nerses Tairjanz im Jahre 1877 gegründet und 1899 an die russische Kaufmannsdynastie Schustow verkauft hatte. Kurz nach Gründung der armenischen SSR, wurde der Betrieb 1920 verstaatlicht. Aus ihr ging die Yerevan Brandy Company hervor, die sich ebenso als Erbin der Fabrik von Tairjanz sieht… Jedenfalls fügte eingangs vermerkter Gründer zum alten Namen noch Ararat hinzu, weil die Bezeichnung eines Berges in Armenien beliebt für Firmen aller Art ist. Zarukjan liess das alte Geschäftsgebäude der Familie Schustow restaurieren und dort ein Firmenmuseum einrichte. Unsere Degustation jüngerer und älterer Ararat-Jahrgangs-Brandies an Ort überzeugte soweit mit intensiver Nase und delikatem Gaumen an unterschiedlichsten Frucht- und Rauch-Noten; liess den Autor dieses Bildberichtes gegenüber renommiert spanischen Brandies hingegen jenen letztere auszeichnenden, karamellisierten Schmelz vermissen. www.araratbrandy.com

„Masterclass“ von Sedrak Mamulyan & traditionell armenische Küche …

Der „Chairman of Development and Preservation of Armenian Culinary Traditions NGO“, Sedrak Mamulyan, kämpft als lokaler Platzhirsch offenbar bereits seit 2016 für die UNESCO-Anerkennung der armenischen Spezialität „Dolma“, welche Griechen, Türken und weitere orientalische Länder allerdings ebenso für sich reklamieren. Jedenfalls handelt es sich dabei um Weinblätter, die meist mit Reis, Lammhack, feingehackten Zwiebeln, Nüssen und Gewürzen gefüllt sind. Sie werden in Gemüse-, Geflügel- oder Fleischbrühe und/oder Weisswein geschmort oder gekocht sowie vor dem Servieren mit Olivenöl und Zitronensaft beträufelt: In südlichen Ländern mithin ein schon seit Jahrzehnten bekannter Klassiker.

In Sedraks weitläufigem, einer ebenso grossflächig renommierten Teppich-Weberei und –Färberei Megerian Carpet angesiedelten Megerian Restaurant, gehen zwei Frauen hinter Glaswand abgetrennter Ecke der Handfertigung von frisch gebackenem Lawasch nach. Während „il Maestro“ selbst auf einer mittelkleinen, mit Gas betriebenen Kochinsel in einer Kupferpfanne halb-mageres Rindfleisch in rauchheissem Pflanzenöl anbrät, die Temperatur alsbald ‚runterstellt und das Gargut zugedeckt seinem dezent weiter brutzelnden Schicksal überlässt… In eine zweite Kupferpfanne gibt er Dörr-Aprikosen und –Pflaumen sowie Baumnüsse in selbes Pflanzenöl, mischt diese untereinander und erwärmt sie für wenige Minuten. Um aus diesem „Ragout“ eine Art Sösschen zu generieren, fügt er sodann zwecks Abbindens des entstandenen „Fonds“ leicht umrührend etwas Flüssigrahm bei und bezirzt damit vor allem die – um die Kochherd-Insel herum stehend – zuschauenden Damen. Denn das Andicken einer flüssigen Basissauce mit Rahm ist zwar zwischendurch bei gewissen Gerichten nach wie vor legitim – wenngleich nahezu weltweit längst wenig Kreativität erforderndes Basis-Kochwissen… Mit Verlaub – etwa im Vergleich mit der Zubereitung einer wesentlich aufwändigeren Rotweinsauce – obend’rein idiotensicher: So viel zur vorgängig in Aussicht gestellten „Masterclass“…

Zur Ehrrettung der traditionell rustikal armenischen Küche sei allerdings erwähnt, dass ihre nahezu sämtlichen – punktuell mit libanesischen Mezzeh vergleichbaren Vorspeisen – hervorragend munden! Als da wären: Salat mit Linsen, Auberginenrollen, Bulgursalat, Sauerampfersalat mit Nüssen, Salat mit roten Bohnen, eingelegtes Gemüse, Suppe mit Linsen und Sauerampfer, Bohnensuppe, usw.. Auch ihre Hauptspeisen mit Poulet, Kalb und/oder Lamm können fein sein; bloss wird selbst Rind in Art eines Siedefleisches permanent richtiggehend durchgekocht, sodass es auf dem Teller eher zäh daher kommt. Und ja, eben erwähnte Rahmsösschen sind allgegenwärtig…

„Garni Jarach“, mit Tomaten, Hackfleisch, Zwiebel, Dill und Koriander gefüllte sowie mit Salz & Pfeffer abgeschmeckte Auberginen (Bild jpr)

Die Klöster Haghpat und Sanahin …

… sind – wie könnte es anders sein – ebenso eine von der UNESCO gelistete Stätte des Weltkulturerbes Armeniens. Die zwei Klosterkomplexe der apostolischen Kirche, deren Bauteile aus dem 10. Jh. stammen, sowie die Sanahinbrücke – eine im 12. Jh. errichtete Steinbrücke über den Fluss DEBED – bilden zusammen die ältest weltlichen Baudenkmäler Armeniens. Wie zahlreich im Mittelalter erbaute Klöster, bestechen sie architektonisch durch eine Mischung aus byzantinischem und einheimisch-traditionellem Stil. Sie liegen hier in zwei benachbarten Orten auf Hochplateaus am Debed: Vom flachen Nordufer auf das steile Südufer desselben führend, wurde die Sanahinbrücke aus dem Jahre 1192 mit zahlreichen Stufen versehen, um den Höhenunterschied auszugleichen. Ausserdem zieren aus Steinen stilisierte Löwen die Brüstungsmauern.

In diesem Kontext ist anzubringen, dass Armenien der ältest-christliche Staat der Welt ist. Schon 301 (bzw. je nach Info-Quelle 314) erhob König Trdat III. das Christentum zur Staatsreligion. Die armenisch-apostolischen Gotteshäuser gehören zu den orientalisch-orthodoxen Kirchen, welche sich ehemals bereits im 5. Jh. von der römischen Reichskirche getrennt hatten.

Kloster Sanahin (Foto zVg.)
Kloster Haghpat (Bild jpr)

GJUMRI, Stadt des (Kunst-)Handwerks

Als Hauptstadt der Provinz SCHIRAK ist sie die zweitgrösste Stadt Armeniens und liegt im Westen des Landes nahe der Grenze zur Türkei auf etwa 1592 M.ü.M. Die Stadt verfügt inzwischen über rund 150’000 Einwohner, welche sich sprachlich eines lokalen Dialekts bedienen. Seit der Antike war der Ort schon sporadisch besiedelt. Die heutige Stadt entstand gemäss Ueberlieferung bei einer 1837 gegründet russischen Festung. Sodann war sie bis zum Ersten Weltkrieg Hauptstadt einer Verwaltungseinheit des Russischen Kaiserreichs und der frühen Sowjetunion im Gouvernement Eriwan.

Am 7. Dezember 1988 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region LORI im Norden der armenischen SSR, bei welchem 25’000 Menschen ums Lebens kamen. Neben der nahezu vollständig zerstörten Stadt SPITAK wurden Leninakan und Kirowakan (heute Wanadsor) sowie manch ein umliegendes Dorf schwer beschädigt. Insbesondere zahlreich nicht sozialistische Länder (…) beteiligten sich an den Wiederaufbau-Arbeiten. Dies spiegelt sich in der vielfältigen Architektur der Neubauten wieder, die häufig typische Züge der betreffenden Länder aufweist.

Die 1939 gegründet Staatliche Universität Schirak und die 1990 begründet private Fortschritt-Universität befinden sich in Gjumri. Daneben betreiben mehrere Universitäten aus Jerewan einen Campus in dieser Stadt: Staatliche Ingenieuruniversität Armeniens, Staatliches Konservatorium, Hajbusak-Universität, Armenisch Staatliche Wirtschaftsuniversität, Staatliche Kunstakademie und Staatliches Institut für Theater und Kinematographie.

Industriell gibt es in Gjumri Teppichwebereien und Metall verarbeitende Fabriken. Nach den 1988 entstandenen Verwüstungen des Erdbebens von Spitak stieg die Arbeitslosenquote extrem an, ist inzwischen jedoch wiederum positiv abgeflacht.

Seit 2014 gibt es das „Gyumri Technology Center“, das den technologischen Fortschritt der Region fördert, indem – analog zum TUMO Center in Jerewan – junge Menschen in vielfältiger Programmierung ausgebildet werden. Nicht nur in der IT-Branche eröffnet der eingangs erwähnt seit Mai 2018 neu regierende Ministerpräsident Nikol Pashinjan der armenischen Jugend noch verstärkt neue Perspektiven, was einen Teil der Etablierung seines innovativen Politikstils bilden soll !

„Last but not least“ befindet sich fünf Kilometer südlich des Stadtzentrums von Gjumri der landesweit zweitwichtigste Flughafen. www.gyumri.com     – www.gtc.am

Konklusion: Vielseitig spannende Kultur aufgrund grösster Historie und sympathisch herzlichem Volk !

Anreise

Am besten wird von Zürich oder Genf aus über Kiew der Ukraine die Hauptstadt Eriwan angeflogen. ZH-Kiew dauert um 2,5 , Genf-Kiew 3,5 Stunden, sowie deren gemeinsamer Anschlussflug von Kiew nach Yerevan 3 Stunden und 40 Minuten. Hin und zurück kosten diese etwa per Ukraine International Airlines von ZH aus rund preisgünstige 400.-, von Genf aus 500.- CHF. Der Zwischenhalt in Kiew beträgt normalerweise 2 bis 2,5 Stunden bei Ankunft von Zürich, 1 bis 1,5 Stunden von Genf her.

Neueres Stadthotel in Yerevan

Holiday Inn Express Yerevan, 97, 2 Pavstos Buzand St, Yerevan 0002,   Armenien, www.holidayinnexpress.com

Rustikal sympathische (bed & breakfast) Pension in Gyumri

Villa Kars, Abovyan 182, Gyumri, www.villakars.com , info@villakars.com